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Capoeira: Mehr als Kampfkunst - eine Therapieform bei Parkinson!

Aktualisiert: vor 4 Tagen

Wie das brasilianische Weltkulturerbe Körper und Geist in Bewegung bringt

*Autoren: Dr. med. vet. Boaz Abraham & Physiotherapeutin Margarida Bela


In den letzten Jahren hat Capoeira, die brasilianische Kampfkunst mit rhythmischen Bewegungen, Musik und spielerischem Charakter, in der Parkinson-Rehabilitation Aufmerksamkeit erlangt. Doch was macht sie so besonders?


1. Rhythmus und Musik als Motor

Instrumente, Klatschen und Gesang liefern akustische Signale, die es leichter machen, Bewegungen zu starten und durchzuhalten. So lassen sich parkinsontypische Effekte wie Bradykinesie oder Freezing deutlich reduzieren (mehr dazu unten). Dazu regt Musik weitere Sinne an, was die ganzheitliche Wirkung von Capoeira als Therapie umso mehr verstärkt und manifestiert.

2. Vielfältige Bewegungen

Capoeira setzt auf fließende, multidirektionale Bewegungen. Sie fördern die Gelenkbeweglichkeit, lösen Muskelsteifheit und stärken die Flexibilität.

3. Gleichgewicht und Koordination

Typische Capoeira-Bewegungen erfordern Gewichtsverlagerungen und Übergänge zwischen Positionen. Das trainiert sowohl Fein- als auch Grobmotorik und verbessert die Reaktionsfähigkeit bei Gleichgewichtsverlust.

4. Gemeinschaft und kognitive Aktivierung

Die Gruppenstruktur, Musik und Interaktion stärken das Gemeinschaftsgefühl, fördern die Motivation und trainieren gleichzeitig Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Bewegungsplanung.

5. Förderung der Neuroplastizität

Die Kombination aus Rhythmus, Bewegungsvielfalt und Wiederholung kann die neuronale Plastizität unterstützen, also die Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen aufzubauen und Bewegungssteuerung zu verbessern.


Fazit: Ein ganzheitlicher Ansatz

Capoeira verbindet Körper, Geist und Gemeinschaft in einer einzigartigen Form der Bewegungstherapie. Für Menschen mit Parkinson bietet es nicht nur körperliche Vorteile wie mehr Beweglichkeit und Gleichgewicht, sondern auch soziale und emotionale Bereicherung.

Wichtig: Capoeira ersetzt keine klassische Physiotherapie, sondern ergänzt sie sinnvoll. Richtig eingesetzt, kann diese lebendige und kulturell reichhaltige Praxis dazu beitragen, Lebensqualität, Selbstständigkeit und Wohlbefinden von Parkinson-Patient:innen nachhaltig zu verbessern.


Leiden Sie selber an Parkinson? Oder sind sie Therapeut:In und Interessieren Sie sich für Capoeira als therapeutisches Mittel für Ihre Patienten:Innen?

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Wir freuen uns von Ihnen zu hören!


SRF-Beitrag zu Parkinson & Capoeira:


Capoeira
Dr. med vet Boaz Abraham & Dipl. Physiotherapeutin Margarida

Autoren:

Margarida Bela ("Grida") ist studierte Physiotherapeutin mit einem Bachelor von der University of Porto, Portugal. Grida praktiziert in Zürich seit 2022, und hat sich u.a. auf neurologische Erkrankungen spezialisiert, mit einem Fokus auf Parkinson Patienten.


Grida praktiziert seit vielen Jahren Capoeira und ist zertifizierte Trainerin im Team des Swiss Center for Capoeira.  Sie setzt besondere Elemente des Capoeira wie Rhythmus, Koordination und ausgesuchte Bewegungsabläufe bereits seit Langem erfolgreich in ihrer Arbeit als Physiotherapeutin mit Parkinsonpatient:innen ein.


Dr. med. vet. Boaz Abraham ist der Gründer und Leiter vom Schweizer Zentrum für Capoeira. Dazu ist er promovierter Tierarzt und Unidozent. Seine Capoeira Lehrerfahrung umfasst über 20J, u.a. in der Arbeit mit Menschen mit verschiedenen Erkrankungen und Beeinträchtigungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Arztpraxen, Einrichtungen und Unifakultäten.


Parkinson verstehen: Die häufigsten Symptome

Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinflusst. Typische Symptome sind:

  • Tremor: unwillkürliches Zittern, das oft in den Händen beginnt und alltägliche Aktivitäten erschwert.

  • Bradykinesie: eine deutliche Verlangsamung der Bewegungen, wodurch Gehen oder das Starten von Bewegungen mühsam werden.

  • Rigor: Muskelsteifigkeit, die Beweglichkeit einschränkt, Schmerzen verursacht und das Gleichgewicht beeinträchtigt.

Zusätzlich treten häufig Haltungsinstabilität, Koordinationsprobleme und starke Müdigkeit auf. Diese Kombination schränkt die Lebensqualität erheblich ein.


Physiotherapie als Schlüsseltherapie

Physiotherapie ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung von Parkinson. Ziele sind:

  • Beweglichkeit und Gangmuster zu verbessern

  • Muskelsteifigkeit zu reduzieren

  • Gleichgewicht zu fördern und Stürzen vorzubeugen

  • Alltagsfähigkeiten und Selbstständigkeit zu erhalten

  • Neuroplastizität durch rhythmische und zielgerichtete Bewegungen anzuregen

Hierbei kommen Trainingsmethoden wie Gehschulung, Balance-Übungen, Kraft- und Atemtraining sowie alltagsorientierte Aufgaben zum Einsatz. Besonders wirksam sind Rhythmus und äussere Reize, akustisch, visuell oder taktil, da diese helfen, Bewegungsblockaden zu überwinden.


Referenzen:

  • AP News. (2023). In Brazil, Parkinson’s patients find joy, therapy in capoeira. Associated Press. https://apnews.com/article/health-parkinsons-disease-capoeira-brazil66f6cf2a7b9d4d08943a5a8e7a24c2b6

  • Araújo, J. S., & Jácome, C. (2022). Capoeira: Hypothesis on health rehabilitation and qualityof-life. Frontiers in Psychology, 13, 898268. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.898268

  • de Dreu, M. J., van der Wilk, A. S., Poppe, E., Kwakkel, G., & van Wegen, E. E. H. (2012). Rehabilitation, exercise therapy and music in patients with Parkinson’s disease: A systematic review of the literature. Journal of Neurology, 259(5), 933–943. https://doi.org/10.1007/s00415-011-6297-0

  • de Natale, E. R., Paulus, K. S., Aiello, E., Sanna, B., Manca, A., Sotgiu, G., & Deriu, F. (2017). Dance therapy improves motor and cognitive functions in patients with Parkinson’s disease. NeuroRehabilitation, 40(1), 141–144. https://doi.org/10.3233/NRE-161399

  • Pacchetti, C., Mancini, F., Aglieri, R., Fundarò, C., Martignoni, E., & Nappi, G. (2000). Active music therapy in Parkinson’s disease: An integrative method for motor and emotional rehabilitation. Psychosomatic Medicine, 62(3), 386–393.

 
 
 

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