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Geschichte der Capoeira



"Bildung ist unser Pass in die Zukunft, da der morgige Tag denjenigen gehört, die sich darauf heute vorbereiten" (Melcolm X)


1. Vorwort:

Dieses Dokument ist eine Zusammenfassung mehrerer Quellen (Schriftstücke, Internet und mündliches Wissen) und soll dem/der LeserIn einen Einblick in die komplexe und bunte Welt der Capoeira verschaffen.

Bei Fragen oder Kommentare können Sie uns gerne über die social media kontaktieren oder via unsere Webseite: www.capoeira-zurich.ch.

Wissenslücken:

Capoeira beherbergt viele geschichtliche Wissenslücken in sich.

Keiner weiß genau wann, wo, durch wen und wie Capoeira entwickelt wurde. auch die Etymologie des Begriffs bleibt im Dunkeln. Entsprechend bleibt vieles noch unklar, wobei vielen Informationen nur Vermutungen sind oder aus Liedern und Erzählungen entnommen wurden.

Zum Teil beruht es darauf, dass Capoeira in einer menschlichen und geographischen Realität entstanden ist, bei der schriftliche Dokumentation noch nicht verbreitet war.

Die Sklaven konnten meist weder lesen noch schreiben. Ihre Kultur und Geschichte wurden weder in Büchern noch in Museen aufbewahrt. Sie waren in ihren Herzen, Seelen, in ihrem Geist und ihrer Tradition präsent. Das Wissen über Capoeira wurde meist durch Geschichten und Lieder weitergegeben, eine problematische Sache für sich im Hinblick auf Verlust von Information, Sicherstellen von Quellen und Zuverlässigkeit.



Malerei: Jogar Capoeira-Dança de Guerra (Rugedas 1835)

2. Sklaverei: Von Afrika nach Brasilien

Nach der portugiesischen Besiedlung Brasiliens Anfang des 16. Jahrhunderts, haben die Portugiesen schnell den Reichtum des Landes entdeckt. Allerdings standen sie vor einer Herausforderung: Es fehlte an Arbeitskraft, um das eroberte Land bewirtschaften zu können. „Die Lösung“ fanden sie in der Sklaverei. Anfangs versuchten die Eroberer die Ureinwohner des Landes als Arbeitskräfte zu missbrauchen. Die indigenen brasilianischen Stämme wehrten sich jedoch oft und waren ausserdemaußerdem in den Augen der Portugiesen der harten körperlichen Arbeit nicht gewachsen. Darüber hinaus bedrohten die inhumanen Arbeitsbedingungen, importierte europäische Krankheiten und Mangelzustände die Existenz der indigenen Bevölkerung. Aus diesem Grund begann der Sklavenhandel nach BrasielienBrasilien. Afrikanische Völker wurden gejagt und versklavt von Guinea und Nigeria im Nordwesten, über Angola bis hin zu Mozambique in dem süd-östlichen Teil Afrikas. Mehrere Millionen Afrikaner (schätzungsweise 3-5 Millionen), darunter Männer, Frauen und Kinder, wurden gewaltvoll unterworfen, unter strapaziösen Bedingungen angekettet und mit langen Fußmärschen an die Küsten Afrikas gebracht.



Gefangene Afrikaner auf dem Marsch in die Küste

Diejenigen, die diese Reise überlebten, wurden mit Schiffen zu den Hafenstädten Brasiliens geschickt. Die Reise war lang. Die Sklaven bekamen Brandmarken und wurden inhumanen Bedingungen ausgesetzt. Viele fanden auf den Schiffen ihren Tod. Hunderttausende bis Millionen von versklavten Afrikanern verstarben auf dem Weg nach Brasilien.


Darstellungen eines Transportschiffes




Die Sklavenschiffe legten hauptsächlich in drei brasilianischen Häfen an: Rio de Janeiro, Recife und Salvador. Dort wurden die Sklaven dann inspiziert, ernährt, gegebenenfalls ärztlich versorgt und in Auktionen an ihren zukünftigen Sklavenherren verkauft. Ein lukratives Geschäft ist mit diesem Menschenhandel entstanden. Oft wurde darauf geachtet heterogene Gruppen zu erhalten mit der Absicht möglichen Widerstandsbewegungen vorzubeugen sowie jegliche Identitätsmerkmale zu unterdrücken (Sprache, Religion, Kultur, Tradition usw.).

3. Sklaverei: Brasil

Auf den Gasthöfen(Fazendas) lebten die Sklaven meist in kleinen langen Gemeinschaftshäusern, sog. Senzalas. Diese ähnelten kleinen Gefängnissen, wobei die Männer z.T. über Nacht angekettet wurden während sich die Frauen und Kinder, Beschreibungen zufolge, frei bewegen konnten. Die Sklaven litten oft unter Hunger, Verletzungen und Erkrankungen, neben dem immensen mentalen Leid.


Eine Senzala auf dem Hof Boa vista (São luis de paraitinga)


Durch die verschiedene Aufgaben, respektive Zwangsarbeiten, entstand eine Art Hierarchie. Oben waren meist diejenigen, die Hausarbeit leisten mussten. Im Gegensatz dazu standen ganz unten in dieser Hierarchie die Sklaven, die extrem schweren Anstrengungen ausgesetzt waren, z. B. auf den Baumwoll-, Zuckerrohr-, Kaffee-oder Tabakplantagen. Bestrafungen kamen alltäglich vor, in Form von körperlicher Gewalt und Folter. Diese kannten keine Grenzen und ein tödliches Ende war keine Seltenheit. Dafür wurden Sklaven tlw. in dem sog. „Casa do tronco“ gebracht. Dies fungierte als Art Folterhaus. Die Methoden waren sehr grausam. Neben Peitschen- und Stockschlägen, wurden barbarische Folterinstrumente eingesetzt (Siehe Bilder unten, ich weiss nicht ob die Bilder nötig sind, finde es sehr brutal). )

Zudem wurden die Sklaven teilweise missioniert und mussten sich einem neuen Glauben, dem Katholizismus, unterordnen.

Allerdings waren nicht alle Beziehungen nur von Gewalt geprägt. Es gab auch solche, die durch eine Ausbeutung unter einem paternalistischen Schutz durch die Sklavenhalter charakterisiert waren.



Peitschen eines Sklave (Pau do Pelorinho)








Die sog. Gargalheira (Hals- oder Gesichtsgestell), welche als eine Bestrafungs- und flucht Behiderungsinstrument genutzt wurde.


















Daumenschrauben, ein Folter-Apparat, mit dem die Finger gebrochen wurden​

4. Sklaverei: der Kampf nach Freiheit & Beginn der Capoeira

Die schweren Bedingungen brachten vielen dazu zu flüchten, trotz der schweren, oft tödlichen Konsequenzen, wenn die Flucht misslang. Das sich verbreitende Phänomen der Flucht resultierte in einen neuen Berufszweig- dem sog. „Capitao do Mato“ (für weiteres siehe oben).​



Capitão do Mato mit einem wieder gefangenen Sklave

Nichtsdestotrotz haben es viele Sklaven in die Freiheit geschafft. Sie haben sich oft in den Urwäldern und unzugänglichen Regionen niedergelassen und gründeten eigene Siedlungen- sog. „Quilombos“. Quilombos sind darüber hinaus bedeutend, weil sie eines der wichtigsten Symbole für den Kampf nach Freiheit und Einheit der aus Afrika stammenden Völker in Brasilien darstellen. Den Sklavenherrn und staatlichen Autoritäten, welche Kriege dagegen führten, gelang es nie alle auszurotten. Ein Quilombo konnte bis mehrere tausende Menschen umfassen. Sie lebten oft von Jagd, Landwirtschaft, Fischfang und Raubzügen.

Ein bekannter Quilombus in der Region der Serra da Barriga (Staat Alagoas) . Es war der „Quilombus dos Palmares“ (auch als „Confederacao dos Quilombus dos Palmares“ bekannt). Dieser konnte sich für viele Jahre gegen sämtliche Angriffe verteidigen, bis er 1694 durch eine massive Militäroffensive zerstört wurde. Der Führer dieser Gemeinschaft war laut Geschichten ein Sklave namens Zumbi, der angeblich seinen Soldaten Capoeira beibrachte um gegen die Offensiven Widerstand zu leisten.



​Zwei junge Männer praktizieren Capoeira

Zur gleichen Zeit glauben viele Historiker sei auch die Capoeira entstanden.Die Sklaven, für die jegliche Traditionen, Zeremonien und Religionen verboten waren, fanden ihre Flucht in die Capoeira. Dies betraf anfangs wahrscheinlich eher ein Spektrum unterschiedlicher Abwehr- und Angriffsbewegungen, inspiriert von

zum Teil aus Afrika stammenden Tänzen, Ritualen und Musikelementen. Die Sklaven erzielten dabei die körperliche Vorbereitung für den Tag der Flucht und mögliche Konflikte mit deren Sklavenherren. Darüber hinaus stellte die Capoeira somit einen Ausdruck von Widerstand und Kampf für die Freiheit dar. Sie wurde vermutlich von Perkussionsinstrumenten, Gesang und Klatschen begleitet.

Allerdings besaß Capoeira damals ganz andere Elemente als die heutige moderne Capoeira. Akrobatische Anteile und das Berimbau beispielsweise waren wahrscheinlich noch nicht Teil davon.

5. Capoeira: Verbreitung

Obwohl die Entfernungen damals auf dem Land riesig waren und es zwischen den Sklavengruppen kaum Möglichkeiten zum Informationsaustausch gab, entwickelte sich Capoeira langsam weiter. Dank dem Verkauf von Sklaven an andere Besitzer oder durch ihre Flucht verbreitete sich Capoeira immer mehr.

Dabei spielte auch der Sklavenmarkt eine wichtige Rolle. Auf großen Märkten trafen sich die Sklaven mit ihresgleichen, konnten Informationen austauschen und auch kleine Feste mit Tänzen, Gesang und ersten Capoeira-Vorführungen organisieren.

Schließlich spielten dabei die Quilombos sicherlich auch eine Rolle. Quilombos waren ein Schmelztiegel, in dem sich die Religionen, Kulturen und Traditionen der unterschiedlichen afrikanischen Völker gegenseitig inspirierten. Man vermutet daher, dass sich Capoeira in den Quilombos besonders schnell verbreiten konnte. Hier konnten Sklaven in relativer Freiheit ihre Kultur leben.

6. Capoeira: Königliches Verbot

1808 flüchtete der portugiesische König Dom Joao der IV. nach Brasilien, während des militärischen Feldzuges von Napoleon Bonaparte in Europa. (Bis hier korrigiert)

Er sah Capoeira, wie auch viele andere kulturelle Traditionen, als Bedrohung. Er befürchtete, dass dadurch Aspekte wie Identität, Empowerment, Zusammenhalt usw. verstärkt werden könnten, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Rebellion erhöhen würde. Deswegen hat er die Praktizierung von Capoeira, sowie jegliche Religionen und Traditionen von afro-brasilianischem Charakter (wie auch z. B. Candomble) verboten. Aus der Zeiten könnte auch die Nutzung von sog. Apelidos, nämlich Spitznamen, stammen. Vermutlich dienten diese dazu, die Identität der Capoeiristas im Falle einer Verhaftung zu maskieren.

Es existieren Dokumente, die die Verhaftung von knapp 300 Capoeiristas zwischen 1810 und 1821 beschreiben.

Vermutlich wurde zu der Zeit auch die Musik stärker in die Capoeira integriert. Die Capoeiristas nutzten diese, um Capoeira als Tanz zu maskieren bzw. um die praktizierenden vorzuwarnen, wenn Polizisten in der Nähe gesichtet wurden. Zu der Zeit war auch die Berimbau schon vorhanden.



Die gewöhnlichen Musikinstrumente in der Capoeira heutzutage

7. Sklaverei: Abschaffung

Die Abschaffung der Sklaverei auf internationaler Ebene war ein langer Prozess. Die Engländer spielten dabei im 18. und 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. 1780 bringt das sog. „Song-Massaker“ die Gräuel der Sklaverei ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Hierbei ging es um einen Kapitän eines Sklavenschifes, der Versicherungsbetrug versuchte. Er ertränkte seine „Ladung“, die versklavte Menschenware, im Meer, um die Versicherungssumme für den Verlust zu kassieren. Die dadurch verstärkt erweckte Aufmerksamkeit auf das Thema Sklaverei nutzte 1789 der ehemalige Sklave und erste prominente Abolitionist Gustavo Vassa. Er macht mit der Veröffentlichung der Geschichte seiner Versklavung in England Furore. Die Bewegung der Abolitionisten, der radikalen Gegner der Sklaverei war geboren.

Zunächst hat England 1807 in Großbritannien sowie ihren Kolonien den Sklavenhandel verboten. Jedoch erst 1833 wurde die Sklaverei an sich durch den sog. Slavery Abolition Act untersagt. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, haben sie zusätzlich Druck auf weitere Länder ausgeübt, das gleiche zu tun. Somit haben es immer mehr Länder gesetzlich verboten. Die Briten haben sogar folglich Schiffe, die Sklaven von der Westküste Afrikas in die Amerikas transportierten, angegriffen und festgenommen. Dabei wurden die Sklaven befreit.

Die Portugiesen haben zunächst 1871 den Sklavenhandel verboten (Ausgenommen der Inlandhandel). Sie Sklaverei in all ihren Kolonien wurde allerdings erst 1888 abgeschafft. Dies ist durch das sog. „goldenes Gesetz“ in Kraft getreten.

Nichtsdestotrotz verbesserte sich die Situation der ehemaligen Sklaven nicht wirklich. Sie fanden sich zwar frei, jedoch auf der Straße, ohne Arbeit, Unterkunft und Essen.

Weil sie keine andere Möglichkeit hatten zu überleben, nahmen Raub und Plünderungen stark zu. Dabei bedienten sich viele Capoeiristas der Capoeira als Hilfsmittel für ihr kriminelles Tun. Damit änderte sich auch das Image der Capoeira. Capoeiristas wurden bald als Kriminelle und Ganoven betrachtet.

1890- Zwei Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei, hat die Regierung Capoeira gesetzlich verboten (1890 bis 1937) – unter Strafandrohung von zwei bis sechs Monaten Gefängnis.

Der Anfang des 20. Jahrhunderts war geprägt von ständigen Konflikten zwischen Polizei und kriminellen Banden. Brennpunkte dieses Geschehens waren die Bundesstaaten Pernambuco, Bahía und Rio de Janeiro. Der Capoeirista dieser Zeit war ein „Malandro“ (ein Krimineller), der auch Waffen wie Rasierklingen und Macheten benutzte. Die Capoeiristas nutzten als Banden öffentliche Feste um zu rauben, sich zu prügeln und Unordnung zu stiften. Darüber hinaus wurden diese Banditen ("capoeiras") zum Teil von Politikern angeheuert um Rivalen abzuschrecken. Interessanterweise hat sich Capoeira in unterschiedlichen Regionen Brasiliens in verschiedene Richtungen weiterentwickelt. Capoeira im Umland von Rio und Recife hatte eher einen aggressiven Charakter.

Das Verbot und die ständige Verfolgung mit der Polizei hatten zur Folge, dass die Capoeira langsam verschwand. In Bahia andererseits entwickelte sich Capoeira zu der rituellen Kampf-Tanzform, indem das Berimbau, als wichtigstes Musikinstrument, die Roda rhythmisch leitet.

Interessanterweise ist es ausgerechnet die Capoeira in Rio („Capoeira Carioca“; Carioca ist ein Begriff für Menschen, die aus Rio kommen), die zuerst in einer militärischen Dokumentation 1907 auftaucht ("The Guide of Capoeira – Brazilian Gymnastics").

1916 brachten zwei Militäroffiziere, Ataliba Nogueira Lapa und Leite, eine wichtige Publikation heraus, unter dem Namen "Manual of Capoeira".

Diese beiden o.g. Publikationen fungierten wahrscheinlich als Lehrbücher für Militärpersonal in Zeiten, zu denen Capoeira noch illegal war. Diese symbolisierten die veränderte Wahrnehmung der Capoeira, die immer mehr als bedeutsam und effizient selbst von Polizisten und Soldaten betrachtet wurde.

8. Capoeira: Legalisierung & Professionalisierung (Capoeira Regional)

Die Arbeit von Manoel dos Reis Machado (Mestre „Bimba“, 1899-1974) - seine Einführung und Entwicklung der Capoeira Regional - gilt bis heute als entscheidender Schritt hin zur Entstehung der sog. modernen Capoeira und ihrer Legalisierung.



Manoel dos Reis Machado (M. Bimba)

Zu seiner Zeit löste sich Capoeira von dem kriminellen Image und entwickelte sich bis hin zu einem bedeutenden kulturellen Erbe.

M. Bimba Ist am 23 November 1899 in Salvador da Bahia geboren, als Sohn von Luiz Cândido Machado und Maria Martinha do Bonfim. Etwa 1912 begann er Capoeira zu „lernen“ von einem Capoeirista namens Bentinho (Achtung: damals gab es noch keine Schulen für Capoeira, sondern sie wurde auf der Straße praktiziert im Form von zuschauen und nachmachen).

Mit 19 hatte er schon den Ruf eines Spitzenkämpfers, auch im Vergleich mit Kämpfern anderer Disziplinen wie Judo, Jiu-Jitsu, Boxen und anderen. Er hatte mehrere Jobs, darunter Schreiner, Hafenarbeiter und Bergarbeiter, wobei mit seinem wachsenden Ruf als Kämpfer auch die Nachfrage für Privatunterricht in den höheren Sozialschichten wuchs.

1932 hatte er so viele Schüler dass er sich entschloss, eine eigene Schule zu eröffnen.

Da Capoeira aber noch verboten war, lehrte er sie unter dem Namen „Luta Regional Bahiana“ (= Der regionale Kampfsport Bahias) oder wie meistens abgekürzt: Capoeira Regional.

M. Bimba war ein Pionier. Er verstand, dass die traditionelle Capoeira angepasst werden musste, um auch Schüler der höheren Sozialschichten anzusprechen. Daraufhin begann er pädagogische Unterrichtsmethoden und Techniken zu entwickeln, legte Gewicht auf die Musik und entwickelte besondere Sequenzen und akrobatische Elemente. Darüber hinaus fuhr er in seiner Schule ein Graduierungssystem (Kordeln = Cordãos) ein, er legte ein System von Verhaltensregeln fest und verlangte sogar von seinen jüngeren Schülern die Schule zu besuchen.

Zusammen mit seinen Schüler arbeitete M. Bimba daran Capoeira zu legalisieren.

Zu seinem Vorteil war die Tatsache, dass Brasilien während der 1930er Jahre von einem Präsident namens Getulio Vargas regiert wurde. Er hatte eine starke nationalistische Orientierung und suchte eine Verstärkung der brasilianischen Identität. Er sah Capoeira als nationalen Sport und setzte sich dafür das gesetzliche Verbot aufzuheben.

Eine bekannte Geschichte berichtet von einem Besuch M. Bimbas in dem brasilianischen Palast 1928, in dem er gegen die besten Kämpfer der Armee antrat. Er besiegte alle seine Gegner und konnte somit den Wert der Capoeira präsentieren.

1937 wurde Capoeira offiziell legalisiert, wobei M. Bimba die Ehre bekam, die erste Capoeira Schule Brasiliens anzumelden. Durch die Legalisierung und seine pädagogische Arbeit, wurde Capoeira nun auch den Zugehörigen der höheren sozio-ökonomischen Schichten zugänglich. Darunter auch europäischer Klientel.

M. Bimba wurde sehr erfolgreich und berühmt und wird bis heute für den Vater der modernen Capoeira gehalten. Er verfolgte seine Ideen und Visionen bis zu seinem Tod am 05. Februar 1974.

9. Capoeira: Erhaltung der traditionellen Capoeira (=Capoeira Angola)

Zur gleichen Zeit von M. Bimba, war es Vicente Ferreira Pastinha (Mestre „Pastinha“, 05. April 1889- 13 November 1981), der mit der Capoeira Angola voranschritt, um damit auf die „Vermischung“ der Capoeira Regional zu reagieren und um die nach seinen Vorstellungen „reine und traditionelle“ Capoeira-Form zu bewahren. Capoeira Angola präsentierte in seinen Augen die Essenz der Capoeira besser, nämlich als afrobrasilianische Ausdrucksform von Freiheit und Wiederstand.

M. Pastinha öffnete seine erste Capoeiraschule „Centro esportivo de Capoeira Angola„ 1941. Sein Stil verbreitete sich und setzte sich klar und deutlich von Capoeira Regional ab. Capoeira Angola stellt bis heute eher die traditionelle, kulturelle und rituelle Seite der Capoeira dar. Sie hat kein Graduierungssystem (Gürtel) und ist im Allgemeinen langsamer und theatralischer.

M. Pastinha, heutzutage vielleicht der bekannteste und meist respektierte Angoleiro, starb alleine, arm und blind in einer Einzimmerwohnung im Alter von 92.







Vicente Ferreira Pastinha (Mestre Pastinha)







10. Referenzen:

- T. Weathersbee (2015): Capoeira and the Commodification of Resistance: Conflicts in the Global Consumption of an Afro- Brazilian Martial; University of Florida

- Chvaicer, M. (2002): The Criminalization of Capoeira in Nineteenth Century Brazil; Hispanic American Historical Review

- Nestor capoeira (1995): The little capoeira book ; North Atlantic books, Berkeley, California

- M-C Thull (2006): Kampf und Tanz: Ein ethnologischer Vergleich von Capoeira, Moringue und Danmyé in ehemaligen portugiesischen und französischen Kolonien; Fachbereich Historische Ethnologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität

- Herbert S. Klein, Ben Vinson III (second edition 20079): African Slavery in Latin America and the Caribbean ; Oxford University Press, Inc.

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